Abhängig von der jeweiligen Situaton der Patienten kommen verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches in Frage.
Obwohl die Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Kinderwunschbehandlung immer weiter fortschreiten, werden der Erfolgswahrscheinlichkeit natürliche Grenzen gesetzt. Schwangerschaft und Geburt eines Kindes ist und bleibt ein Wunder der Natur, und gewisse Umstände können es unmöglich machen, ein eigenes Kind zu bekommen.
Beim sogenannten "Zyklusmonitoring" (Überwachung des Zyklus einer Frau) und bei regelmäßigem 28-tägigem Zyklus wird der Menstruationszyklus mit Ultraschall und Hormonbestimmungen genau überwacht. Damit kann der Zeitpunkt des Eisprungs genau festgestellt werden. Somit können die fruchtbaren Tage einer Frau eng eingegrenzt, und der optimale Zeitpunkt für einen Geschlechtsverkehr besser bestimmt werden.
Manchmal kommt es trotz regelmäßigem Zyklus nicht zu einem Eisprung (LUF –Syndrom = Luteinized Unruptured Follicle, Anovulation). Um den Eisprung anzustossen kann in diesen Fällen einer Anovulation mit dem Zyklusmonitoring medikamentös geholfen werden (HCG-Injektion).
Manche Frauen zeigen ein anderes Menstruationszyklus-Verhalten. Möglichkeiten sind ein verlängerter Zyklus (Oligomenorrhoe), verkürzter Zyklus (Polymenorrhoe), unregelmässiger Zyklus (azyklische Menstruation, Metrorrhagien), eine zu starke Blutung (Hypermenorrhoe), eine zu lange Blutungsdauer (Menorrhagie), eine zu schwache Menstruation (Hypomenorrhoe), Spotting oder sogar ein ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhoe). Eine Oligomenorrhoe, Amenorrhoe oder auch eine Anovulation ist häufig ein Hinweis dafür, dass die Eierstöcke zu viele Follikelzysten (Eibläschen) aufweisen (auch bekannt unter: Stein-Leventhal-Syndrom – Polyzystisches Ovarialsyndrom – PCO-Syndrom). Durch dies Störungen im Menstruationszyklus kann es zu einer Eireifungsstörung kommen, die mit gewissen Medikamenten (Clomid / Clomifen, Aromatasehemmer, FSH) positiv beeinflusst werden kann. Hier muss zusätzlich ein Zyklusmonitoring stattfinden um den optimalen Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr nach Gabe von HCG feststellen zu können.
Ein verkürzter Menstruationszyklus (Polymenorhoe) oder auch ein Spotting weisen of darauf hin, dass der Gelbkörper (Corpus luteum) nicht in der Lage ist, eine ausreichende Menge an Progesteron zu bilden. Das Hormon Progesteron ist dafür verantwortlich, dass sich die Schleimhaut nach dem Eisprung in die sekretorische Phase umwandelt (Schleimhaut-Transformation). Dies ist nötig, dass sich der Embryo in der Schleimhaut einnisten kann. Zudem wird dieses Hormon in den ersten Schwangerschaftswochen in immer höheren Dosen benötigt, damit der eingenistete Embryo nicht „abrutscht“ und es nicht zu einer Regelblutung kommt. Manchmal ist auch der Progesteron-Spiegel im Blut normal und auch die Zykluslänge 27-29 Tage lang (normale Regelbutungs-Abstände), und trotzdem kommt es nicht zur Umwandlung der Schleimhaut in die sekretorische Phase. Dies kann man mittels transvaginalem Ultraschall in der zweiten Zyklushälfte gut darstellen. Bei jeglicher Form von Corpus Luteum Insuffizienz kann versucht werden, Progesteron über die Scheide oder intramuskulär zuzuführen.
Manchmal ist eine Kombination gegeben aus: Zyklusunregelmässigkeit und suboptimaler Samenqualität. In diesen Fällen kann ein Zyklusmonitoring erfolgen (nicht-medikamentös oder medikamentös unterstützt), und der ejakulierte Samen so aufgearbeitet werden, dass dieser angereichert wird und direkt in die Gebärmutterhöhle mit einer Kanüle eingespritzt wird.
Falls die Eileiter (Tuben) verschlossen sind (Tubenfaktor) kann kein Transport stattfinden. Der Samen kommt nicht zur Eizelle und die befruchtete Eizelle kann nicht über die Eileiter in die Gebärmutter gelangen. Hier müssen die Eizellen künstlich mittels IVF –Therapie nach einer Follikelstimulation und Entnahme der Eizellen gewonnen, außerhalb der Frau mit den Spermien des Partners im Reagenz-Schälchen (in-vitro) zusammengebracht und so befruchtet werden. Falls das Zyklusmonotoring oder die Intrauterine Insemination (IUI) bei offenen Eileitern mehrfach erfolglos bleibt oder auch ab einem gewissen Alter (über 38) wird empfohlen, die Behandlungsstrategie zu wechseln und auf die klassische IVF-Therapie umzusteigen. Eine künstlcihe Befruschtung mit IVF kommt auch in Frage, wenn ein zusätzliche weibliche Unfruchtbarkeit wie Zyklusunregelmässigkeiten bestehen oder ein Eizellfaktor vorliegt, der sich daran erkennbar ist, dass die Samenzellen die Eizellen nicht befruchten.
Bei rein männlicher Unfruchtbarkeit, bei der die Samenkonzentration für eine Intrauterine Insemination (IUI) oder auch für eine In-Vitro Fertilisierung (IVF) nicht ausreicht, muss trotzdem die Frau sich einer hormonellen Follikelstimulation unterziehen da die Eizellen außerhalb des Körpers benötigt werden damit der Samen im Labor in die Eizellen injiziert werden können.
Bei einem sehr schlechtem Samenbefund kommt anstatt der ICSI häufig die IMSI zum Einsatz. Die IMSI ist eine Kombination aus ICSI und MSOME (Samenselektion, siehe bei Behandlungsmöglichkeiten beim Mann). Das Behandlungsspektrum für IMSI bei einer Kinderwunschbehandlung entspricht derjenigen der ICSI. Jedoch aufgrund der besseren Ergebnisse nach künstlicher Befruchtung mit höheren Blastozystenrate nach Embryonenselektion, höhere Implantationsrate und niedrigerer Fehlgeburtenrate (Abort) kann die IMSI als Weiterentwicklung der ICSI betrachtet werden.
Eine Eizelle kann alt sein, schwach u.v. andere Gebrechen aufweisen, die dazu führen, dass die Gene des Samens nach der Befruchtung nicht aktiviert werden können. Hier können wir wie bei einer schwachen Batterie eines PKWs Starthilfe leisten. Dies geschieht mit einer speziellen Embryo-Kultur Technik im Labor nach der Eizellentnahme.
Fettsucht, Adipositas, Rauchen, verschiedene Umweltgifte – alles schädlich für die Eizelle als auch für den Embryo! Eine reduzierte Eizellqualität führt zu einer schlechteren Ausgangssituation für den Embryo, sich in der Schleimhaut einzunisten und sich zu einem Kind weiterzuentwickeln. Rauchen aufhören, gesund ernähren, Gewicht abnehmen, Fittness betreiben etc. etc.!
Es gibt auch junge Frauen, die keine Eizellen produzieren – eventuell nie produziert haben, oder die Quelle der Eizellproduktion frühzeitig versiegt ist (POF-Syndrom, Premature Ovarien Failure, vorzeitige Eizellen-Alterung). Die Ursachen dafür sind mannigfaltig: Erbliche Faktoren, Umwelteinflüsse, hormonelle Störungen, Autoimmunerkrankungen u.v.m. Auch Frauen im fortgeschrittenen Alter (ab 44 Jahren) profitieren von einer Spende von Eizellen von jungen und gesunden Frauen, wenn ihre eigenen zu alt, zu schwach oder zu wenig sind – oder auch gar keine mehr vorhanden sind. Bei einer Eizellspende muss bei der Eizellempfängerin die Schleimhaut für die Einnistung des Embryos (nach Befruchtung der Spender-Eizelle mit dem Samen des Partners der Empfängerin) vorbereitet werden. Dies geschieht hormonell. Anschließend wird der Embryo im Blastozysten-Stadium zum optimalen Zeitpunkt in die Gebärmutterhöhle transferiert. Der optimale Zeitpunkt wird durch ein Monitoring mittels Ultraschall im Kinderwunschzentrum oder bei einem Gynäkologen festgestellt. Trotzdem die Eizellspenderin andere Gene hat als die Empfängerin, wird bei der Auswahl einer Eizellspenderin auf äußerliche Merkmale und auf die Ethnizität geachtet. Man muss sich aber immer bewusst sein: das Wenigste kommt von den Genen! Eine deutlich größere Rolle spielen Epigenetik, die Liebe der Eltern, die Erziehung, das Entdecken der Talente des Kindes und die Förderung dieser Talente.
Falls der Samenbefund des Mannes nicht optimal ist, können Spermien nach dem Samenerguss im Reagenzglas angereichert und in die Gebärmutterhöhle injiziert werden. Oder der Samen kann nicht über den Zervikalkanal in die Gebärmutterhöhle und über die Eileiter zur Eizelle vordringen, dann muss auch der Samen mittels IUI eingebracht werden. Voraussetzung hierfür sind natürlich offene Eileiter bei der Frau.
Manchmal besteht ein so schlechter Samenbefund, dass eine Intrauterine Insemination nicht ausreicht um eine Schwangerschaft zu erzielen. Teilweise bestehen Antikörper bei der Frau gegen den Samen, die eine Befruchtung erschweren bis unmöglich machen können. Dann ist eine IVF-Therapie erfolderlich, um diese Barriere zu druchbrechen.
Es gibt Fälle, bei denen sich die Eizelle trotz IVF nicht von der Samenzelle befruchten lässt und die Ursache dafür in einer schlechten Samenqualität liegt. Hier kann geholfen werden, indem die natürliche Barriere der Zona Pellucida (Eizellhülle) umgangen wird und der Samen direkt in die Eizelle injiziert wird. Auch bei zu wenig Samen für eine IVF muss die ICSI angewendet werden.
MSOME ist Teil der IMSI-Behandlung. Dabei wird der Samen mit einem hochauflösenden Mikroskop mittels MSOME (Motile sperm organelle morphology examination) analysiert, die geeignetsten Spermien für die Befruchtung der Eizelle ausgewählt und mit der ICSI-Technik injiziert (ICSI plus MSOME = IMSI). Auch in diesem Fall muss sich eine Frau mit Hormonen behandeln lassen, damit viele Eibläschen heranwachsen, die dann über die Scheide abpunktiert werden können. Die IMSI ersetzt immer mehr die klassische IVF und ICSI. Warum sollen nicht schon von vornherein die besten Samen ausgewählt werden, wenn diese Technik existiert. Insgesamt sind nur wenige Samenzellen im Ejakulat wirklich sehr gute Samen mit schöner Morphologie (eine schlechte Morphologie, die mit der ICSI nicht erkannt wird, kann zu einer schlechteren Embryonenentwicklung, zu einer geringeren Einnistungsrate und zu höherer Fehlgeburtenrate führen). Die Eizelle erkennt dies von sich aus nicht unbedingt – z.B. wenn die Spermien mit IVF einfach ins Kulturschälchen gegeben werden und der schnellste Samen (muss nicht deswegen der Beste sein) die Eizelle befruchtet!
Mit diesen drei Techniken können durch einen kleinen chirurgischen Eingriff am Hoden die einzelnen, noch aktiven Produktionsstätten für Samen aufgesucht und genommen werden. PESA (Percutaneous Epididymal Sperm Aspiration) und TESA (Testicular Sperm Aspiration) gelten heute als veraltet. State of the Art ist die TESE (Testicular Sperm Extraction), die weltweit erstmals 1993 von Pierre Vanderzwalmen mit seinem Team beschrieben wurde. Der Eingriff ist sehr schonend gegenüber der PESA und TESA.
Manchmal kann die Eizelle von einem Spermium nicht befruchtet werden, obwohl die Eizellqualität gut ist und der Samen sich äußerlich schön darstellt. Hier kann ein Impuls nach künstlicher Befruchtung im Reagenzglas (Reagenz-Schälchen) gegeben werde, sodass dennoch eine Embryonalentwicklung nach eindringen des Spermiums in die Eizelle resultiert.
Schlechte Samenqualität kann verursacht sein durch zu wenig Sex, Umweltfaktoren, Übergewicht, schlechte Ernährungsgewohnheiten, mangelnde Fitness u.v.m. Häufiger Orgasmus und gute Nahrungsergänzung kann hier Wunder bewirken! Vergleichbar mit regelmäßigem Sport – einmal pro Woche ist zu wenig! Und bei Sport sollte man auch spezifische Sportlernahrung zu sich nehmen – die Kombination macht es aus!
Pestizide, Laptop auf dem Schoss, Sitzheizung bei Autofahren, enge Jeans etc. haben schädliche Einflüsse auf die Samenqualität! Sie wissen was zu tun ist!
Falls die Spermienproduktion völlig versiegt, trotzt Optimierungs-Maßnahmen die Samenqualität sehr schlecht bleibt oder trotz Eizellaktivierung die Embryonalentwicklung nicht angestoßen werden kann, bleibt nur noch die Samenspende. Wie bei der Eizellspende ist es mit Fremdsamen: obwohl die Gene nicht die des Ehemannes/Partners sind – es ist trotzdem ihr eigenes Kind! Ausschlaggebend für eine gute und gesunde Entwicklung von Kindern sind neben einer gesunden Ernährung in der Schwangerschaft ohne Nikotingenuss und Alkoholkonsum (beeinflusst die Entwicklung und den IQ eines Babys maßgeblich!) die Liebe, die Kultur, die Traditionen, das Entdecken und Fördern von Talenten neben einer guten Erziehung! Ein Kind bekommt den typischen Gang vom Vater, die Mimik des Vaters, den Dialekt u.v.m. nicht vererbt – es schaut diese ab und ahmt sie nach!